Heinz Zolper - ein Protagonist nicht nur der rheinischen Kunstszene
Heinz Zolper zählt zu den wichtigen Künstlern der deutschen Avantgarde. Die Winter Stiftung ist dem Werk des Künstlers seit vielen Jahren verbunden. Mit anderen Exponenten der zeitgenössischen Kunst, mit Sigmar Polke oder auch mit Martin Kippenberger, eint ihn der Sinn für das Groteske, frecher Witz, heitere Leichtigkeit und tiefer Ernst. Die Gleichzeitigkeit von „High“ und „Low“ sind für Zolper stets selbstverständlich. Heinz Zolper hat seine eigenen Ausdrucksmittel gefunden, unverkennbar und rätselhaft zugleich. Da ist es beinahe selbstverständlich, dass er oftmals als ein umstrittener Künstler gesehen wird, jemanden, der sich dem Kunst- und Kulturbetrieb nicht bedingungslos anpasst. Was aber nichts als Konfrontation, Aktion und das Unmögliche wagen ist sonst die Aufgabe eines Künstlers? Der Betrachter ist eingeladen zwischen den Zeilen zu lesen bzw. in die Bilderwelt einzutauchen. Mit etwas Glück widerfährt ihm dann etwas wonach wir alle streben mögen: Wahrheit, Glück und Verständnis für uns selbst und andere In diesem Sinne sind Zolpers Werke nicht nur ein Stück Zeitgeschichte, sondern auf ewig zeitlos.
Heinz Zolper-Ausstellung in der Horbach Kunsthalle Köln
Vom 30. August bis zum 11. Oktober 2020 zeigt die Kölner Stiftung Michael Horbach Werke des Malers Heinz Zolper aus der Sammlung. Michael Horbach war früher als Galerist enger und langjähriger Förderer und Freund des Malers, dem er nun in den Räumen seiner Stiftung eine Ausstellung zu dessen 70. Geburtstag ausrichtet. Kuratiert wird die Ausstellung von Gérard Goodrow. In den 1970er Jahren wurde Heinz Zolper in der rheinischen Kunstszene mit dem Label „Palazzo“ bekannt – so nannte er seine Künstlerzeitschrift (in der „Kunstforum“-Mitarbeiter Jürgen Raap 1978 seinen allerersten kunsttheoretischen Text veröffentlichte), eine Galerie und ein Theater. Das war ein multi-mediales Konzept, das Heinz Zolper auf die Aussage „Alles ist Malerei“ focussierte – als Reflex auf Andy Warhols Diktum „Alles ist schön“. So umfasst Zolpers Gesamtwerk „neben den Gemälden auch Zeichnungen, Collagen, Druckgrafiken, Skulpturen und Objekte… Die Malerei als Gesamtkunstwerk. Das beinhaltet aber auch den Künstler selbst. In einer Reihe von Selbstporträts aus 1984/85 beispielsweise stellt der Künstler sich selbst als Vase, als Ente, oder als ‚das Gesetz‘, aber auch als Farbe dar – neben der Leinwand die wichtigste Ingredienzien…“ Dazu bemerkt Kurator Goodrow:
„Die unterschiedlichsten, teilweise höchst widersprüchlichen Motive und Malstile begegnen sich auf Leinwänden und anderen Bildträgern. Gestische Malerei trifft auf Fotorealismus, hehre Kunst auf Kunsthandwerk, existenzielle Philosophie auf heitere Kinderbücher. Es handelt sich in gewisser Weise um eine Art Sampling aus der Kunstgeschichte, aus den Religionen der Welt, aus Sagen und Märchen, aus Politik und Geschichte, aber auch aus der trivialen Alltagskultur – ‚Volkskunst‘ im weitesten Sinne des Begriffs. Alles und nichts ist wichtig, alles und nichts ist gleichwertig, alles und nichts ist ’schön‘ – oder mindestens bildwürdig…“ https://www.michael-horbach-stiftung.de
(c) Beitrag von Jürgen Raap vom 12. August 2020 in: Kunstforum International