Kunst von Frauen im Dialog
Die Künstlerinnen Jana Dettmer, Monika von Eschenbach, Anne Ruffert und Corinna Zieleke stellen in den Räumen des Kölner Kunstsalons KunstStücke art projects in der Zeit vom 20.10.2022 - 10.11.2022 gemeinsam ihre Werke aus unter dem Thema „Die weibliche Sicht auf die Welt“.
Die Künstlerinnen eint als Quereinsteigerinnen und Autodidaktinnen ein starkes Kunstwollen und auf angenehme Weise eine erfreuliche Kompromisslosigkeit. Die unterschiedlichen Biografien der Künstlerinnen sind dabei ein Garant für einen vielseitigen künstlerischen Diskurs. Die Art, mit der sie sich einbringen, ist kommunikativ; sie fordern Betrachter:innen offen zur Resonanz auf. Dabei liegt in der Auseinandersetzung mit ihren Arbeiten sowohl die Möglichkeit des ästhetischen Genusses als auch die Chance, sich selbst und die Umwelt besser wahrzunehmen.
Das Ausstellungskonzept schließt ausdrücklich die Beteiligung der Betrachter:innen mit ein. Aus dem alten Mythos der machtvollen Künstlerpersönlichkeit erwächst so eine Partnerschaft mit dem Publikum, in welcher der Kunst im wahrsten Sinne auf Augenhöhe begegnet werden kann. Die vier Künstlerinnen, jede auf ihre eigene Weise, zeigen unterschiedliche Wege auf, die Innen- und Außenwelt zu betrachten und dadurch ein Stück näher wahrzunehmen: Unterschiede in der Darstellung sollen nicht ausgrenzen, sondern Vielfalt sichtbar machen und ermöglichen.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit Artforum Culture Foundation (Thessaloniki), Winter Stiftung Hamburg und dem Projekt ‚Versöhnung der Werte‘, Köln.
Es erscheint ein Katalog im Verlag ArtForum Editions.
DIE KÜNSTLERINNEN:
Jana Dettmer, geboren 1965 in Braunschweig, ist Wirtschaftsanwältin mit Schwerpunkt Insolvenzrecht. Zusätzlich zu ihrer erfolgreichen Karriere entscheidet sie sich aus persönlichem Anlass 2013 - 2015 Malerei an der Freien Kunstschule Köln zu studieren. Hier erhält sie ihr notwendiges kunsttechnisches Rüstzeug.
Seit 2015 entwickelt sie sich autodidaktisch weiter und nutzt die Chance, bei ihr bekannten Künstlern Assistenzen aufzunehmen und sich noch intensiver mit Fragen und Möglichkeiten der Malerei auseinanderzusetzen. Hierzu arbeitet sie in Projekten bei dem Crossmedia-Künstler Michael Jansen in Düsseldorf, der u.a. auch museale Werke zusammen mit Joseph Beuys geschaffen hat. Eine weitere Möglichkeit, die Atelierarbeit kennenzulernen, erhält sie bei dem Maler und Filmemacher Heinz Zolper, der selbst mit Andy Warhol in der berühmten Factory in NYC zusammengearbeitet hatte. Durch ihre Künstlerkontakte wird sie bestärkt darin, ihr Gespür und ihre Sensibilität für die Vielfalt psychischer Signale einzusetzen und die ästhetischen, psychologischen und philosophischen Bedeutungen der Farben in ihren Gemälden auszuloten und zu vermitteln. Ihre Stärke ist die abstrakte malerische Ausdrucksweise. Im weiten Feld der Abstraktion und Farbmalerei findet sie ihren Stil vornehmlich in den Bereichen Monochromie, gestische und geometrische Abstraktion. Stilistische Vorbilder sind u.a. die amerikanischen Expressionisten wie Mark Rothko, Ad Reinhardt, Barnett Newman. Von Ihnen übernimmt sie den Anspruch, die Wirkungsweise der Farbe nicht von ihren emotionalen und spirituellen Bedeutungselementen zu trennen. Als Frau und zeitgenössische Künstlerin erweitert sie jedoch dabei für sich und die Betrachter:innen den Kanon der ganz persönlichen Sichtweise auf die Welt.
Monika von Eschenbach, geb. 1965 in Eschenbach i.d. Oberpfalz, Bayern, ist eine international tätige Architektin und war in den USA, der Schweiz und Deutschland für Großprojekte bspw. die Kranhäuser und den Mediapark in Köln oder den Flughafen Leipzig-Halle verantwortlich.
Bereits während des Architekturstudiums befasste sie sich mit freier Fotografie und plastischen Arbeiten. Sie assistierte in den 1980er Jahren bei dem Multimedia-Künstler Michael Jansen und dem konzeptuellen Fotokünstler Heinz-Günter Mebusch, dem u.a. das ikonenhafte Porträt der Merit Oppenheim zu verdanken ist. In der Schweiz und den USA lernte sie kunstimmanente Konzeptfotografie auch bei der Objektemacherin und Fotokünstlerin Vera Isler-Leiner. Schwerpunkt ihrer künstlerischen Arbeit ist die Beschäftigung mit Phänomenen der Zeit, dem Verschwinden und der Wahrnehmung verschiedener Realitätsebenen. Sehr früh wurde ihr Interesse auch für die Themen Diversität und Frauenrechte als wesentliche Elemente einer erforderlichen Umsetzung von Gerechtigkeit geweckt. In diesem Sinne setzt sie sich besonders für Gleichberechtigung als Menschenrecht ein. Mit dem Beispiel der Verschleierung von Frauen in der islamischen Welt weist sie generell auf Ausgrenzung und Ungleichbehandlung hin. Wie notwendig diese Forderung ist zeigt der ganz normale Alltag z.B. von Frauenhäusern, Misshandlungen und Ausgrenzung in allen Gesellschaftsschichten. Auf politischer Ebene wurde mit der Istanbul Convention des Europarates ein Übereinkommen zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt geschaffen. Sie hat die Notwendigkeit einer ständigen Beobachtung und Auseinandersetzung dieser Thematik gerade durch die Kunst erkannt. Die Mittel, die sie als fotografische Konzeptkünstlerin, als Malerin und Installationskünstlerin wählt, sind einzigartig und überzeugend.
Anne Ruffert ist eine begeisterte Reisende, eine Beobachterin von Natur und Umwelt. Ihre Beobachtungen und das Sammeln von Gegenständen aus dem Kreislauf der Natur werden zur Grundlage des Kunstschaffens. Auf Ausstellungen und auf Kunstmessen finden ihre Werke ein reges Interesse bei Sammler:innen.
Spätestens seit dem Informel hat die Umweltbeobachtung Einzug in die moderne Kunst genommen. In der zeitgenössischen Kunst ist sie wieder auffallend präsent. Es ist heute eine neue Generation von Künstler:innen, deren Arbeit sich mit Umweltthemen und Problemen, wie der globalen Erwärmung, dem Verlust der biologischen Vielfalt, und ganz allgemein mit den Auswirkungen der Menschheit auf die Erde befasst. Es geht um das Erkennen eines Beziehungsgeflechtes in der Welt und der dadurch bewirkten Abhängigkeiten. Dabei ist darauf zu achten: „Umwelt“ und „Natur“ sind nicht zu verwechseln. Wenn Anne Ruffert sich der Natur widmet, dann geschieht es nicht aus der romantischen Haltung des 19. Jh. heraus, sondern im konzeptuellen Zusammenhang mit der Forderung nach Erhalt unserer Erde, der Mutter Erde, der wir als ihre Kinder zum pfleglichen Umgang verpflichtet sind.
Corinna Zieleke, gebürtig in der Lüneburger Heide, lebt seit vielen Jahren in der Kölner Südstadt, wo sie mit eigener Praxis als Psychotherapeutin arbeitet. Die Beschäftigung mit der Kunst entsteht zunächst Anfang der Jahrtausendwende aus dem Ansatz heraus einen Ausgleich zur schwierigen psychotherapeutischen Arbeit zu finden. Sie folgt gleichzeitig dem langgehegten Wunsch, ihre bereits in der Kindheit entdeckte künstlerische Begabung professionell weiter zu entwickeln. 2003 beginnt sie ein Studium an der Kunstakademie in Bad Reichenhall bei den österreichischen Malern Gerhard Almbauer und Robert Zielasco. Von beiden Lehrern wird sie inspiriert und entwickelt einen leichten malerischen Stil mit kosmisch wirkenden Landschaften, die von der Verschmelzung des Seins mit dem Unbewussten zeugen. Durch die technisch brillanten Farbkompositionen ihrer Gemälde und Grafiken vermittelt die Künstlerin dem/der aufmerksamen Betrachter:in auf eindrucksvolle Weise eine Vorstellung realer Gefühlswelten und abstrakter Landschaftsempfindungen.
Für die Auseinandersetzung mit dem Fremdsein, mit Einsamkeit und der Suche nach dem reinen Form schafft die Künstlerin ihre eigene unverwechselbare Sprache, mit der sie ihre Gefühle und Ideen authentisch zum Ausdruck bringen kann. Sie versucht sich in experimentellen Kunsttechniken, verwendet klassische Ölfeinmalerei, sie experimentiert mit Farben und Beizen. In Farbschüttungen manipuliert sie gezielt den zufälligen Farbverlauf und erreicht es nahezu schwebende Zustände zu vermitteln, nicht unähnlich den Farbexperimenten von Wolfgang Tilmans auf dem Gebiet der Fotografie. Durch ihre Kunst gelingt es ihr Erleben und Erfahrung genuin zu erweitern. Auf diese Weise lernt sie die materielle Welt wie auch persönliche Seelenzustände besser zu verstehen. Sie entwickelt ein Gespür dafür, Zwischenwelten richtiggehend zu sehen. Dabei schafft sie es auf beeindruckende Weise immer wieder aufs Neue, das eigentlich Unfassbare einer Empfindung in Bilder zu fassen.
(P.M.- S.M.)
EINLADUNG ZUR VERNISSAGE
20.10.2022, 18:30 Uhr
Einführende Worte: Sabine Klement
Ausstellung: 20.10. - 10.11.2022
KunstStücke art projects
Stammheimer Straße 15
50735 Köln
Phone: 0221 977 12 600
Mail: contact@janadettmer.com